Industrie 4.0 kein "Schreckgespenst"

Veröffentlicht am 06.02.2016 in Allgemein

aus dem Schwarzwälder Boten vom 21.01.2016

Von Industrie 4.0 ist die Sulzer Neckarwerkstatt noch ein ganzes Stück entfernt. Dort werden vor allem Handarbeiten erledigt. Diese neue Entwicklung hin zur Digitalisierung und Vernetzung gibt allerdings Anlass zur Sorge.

 
 

Sulz. Geschäftsführerin Barbara Gmelin-Müller befürchtet nämlich, dass künftig handwerkliche Arbeiten und damit wichtige Aufträge für die Neckarwerkstatt wegfallen.

 

Gestern besuchte die SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Rastatt-Baden, Gabriele Katzmarek, zusammen mit Mitgliedern des SPD-Ortsverbands Sulz-Dornhan und dem Rottweiler Landtagskandidaten Erich Eisemann die Neckarwerkstatt. Dort sind momentan 40 Menschen mit Handicaps beschäftigt. Die Abgeordnete interessierte sich für ihre Tätigkeiten, machte einen Rundgang von der Wäscheabteilung bis zur Werkstatt. Gabriele Katzmarek musste zugeben: Einfache Arbeiten werde es immer weniger geben. Das hänge damit zusammen, dass künftig nicht mehr Massenprodukte hergestellt würden, sondern für den Einzelbedarf produziert werde. Industrie 4.0 dürfe man jedoch nicht als Schreckgespenst sehen. "Man kann die Entwicklung nicht aufhalten, deshalb muss man sie gestalten", sagte sie.

Die mittelständischen Betriebe kämen nicht darum herum, sich mit der Industrie 4.0 zu beschäftigen. Die Aufgabe der Politik sei es dabei, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen. Als Beispiele nannte sie, Beratungsstellen anzubieten und Kompetenzen zu bündeln. Doch es müssten auch junge Menschen in die Lage versetzt werden, in der Ausbildung und im Studium den neuen Anforderungen gerecht werden zu können.

Baden-Württemberg sei gut aufgestellt. Hier seien mittlerweile zwölf "Lernfabriken" eingerichtet worden. In diesen Berufsschulen werde im Hinblick auf die neusten Produktionstechniken ausgebildet.

Der Geschäftsführerin der Neckarwerkstatt konnte die Politikerin empfehlen, sich mit ihren Auftraggebern über deren künftige Produktion zu unterhalten, um sich darauf einstellen zu können.

"Ich bin überzeugt, dass uns die Industrie 4.0 nicht niederreißen wird", meinte Aufsichtsratsvorsitzender Roland Schreiber. Die Auftragslage sei sehr gut: "Wir sind angetan, wie es in Sulz gelaufen ist. Es wird nicht anders werden", ist er überzeugt.

Klaus Schätzle wollte wissen, was die Politik für die Neckarwerkstatt tun könne? Die Ausgleichsabgabe für Unternehmen, die keine Behinderten einstellten, könnte erhöht werden, meinte Barbara Gmelin-Müller.

Die SPD-Abgeordnete hält dies aber für keine Lösung. "Wir wollen die Integration im Betrieb", betonte sie.

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